AI PELLEGRINI APPARTENENTI ALL'ASSOCIAZIONE
CRISTIANO-SOCIALE SVIZZERA DEGLI OPERAI*
Martedì, 24 maggio 1949
Willkommen, geliebte Söhne und Töchter vom Christlichsozialen Arbeiterbund, der christlich-sozialen Bewegung der Schweiz!
Vor eurer Romfahrt hat euer hochverdienter Präsident, der zugleich der Vorsitzende der Internationalen christlichsozialen Vereinigung ist, Uns schriftlich ein getreues Bild der Organisation und Tätigkeit eures Bundes gezeichnet.
Es hätte dessen nicht einmal bedurft. Euer Wollen und Wirken ist Uns bekannt. Es ist nicht mehr wegzudenken aus den letzten Jahrzehnten schweizerischer Geschichte.
Mit euch danken Wir Gott dem Herrn für alles, was eure Bewegung an leiblichem Wohl und seelischer Hilfe eurem Volke in seinen arbeitenden Schichten geschenkt hat.
Der Geist der grossen sozialen Päpste, der Geist eines Bischofs Mermillod, eines Decurtins, eines Beck und eines Jung wirkt in euch und durch euch weiter bis auf den heutigen Tag. Und die Anwesenheit des Uns teuren Bischofs von St. Gallen, eures Protektors, ist Uns Gewähr, dass ihr auch in Zukunft, dem alten Ideal treu, alles daran setzen werdet, Männer und Frauen des Werkvolks zu echten Katholiken zu formen, die durch ihr Bekenntnis und ihr Tun der Lehre und dem Gesetze Christi den Weg in den Alltag und ins öffentliche Leben bahnen helfen.
In den bisherigen zehn Jahren Unseres Pontifikats - und noch vor wenigen Tagen -- nutzten Wir jede Gelegenheit, Uns zur sozialen Frage zu äussern, im besondern zu den Berufsanliegen der werktätigen Welt: des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers; und was Wir da dem einen sagten, galt und gilt ja auch dem andern. Bei euch, geliebte Söhne und Töchter des Schweizerlandes, wissen Wir und freuen Uns dessen, dass Unser Wort und Unsere Weisungen stets offener Bereitschaft sicher sind. So können Wir Uns in dieser Stunde auf wenige Winke beschränken, die gerade euren Verhältnissen angepasst sein mögen.
Das erste, was Wir euch ans Herz legen, ist: Steckt euch immer « grosse Ziele ». Sich des Gegners zu erwehren, ist notwendig; aber es genügt nicht. Abwehr als solche ist noch nicht das « grosse Ziel ». Im Mittelpunkt eures Wollens und Wirkens sollten immer die ureigenen aufbauenden Ziele stehen. Augenblicklich ist die Erneuerung der christlichen Familie das von euch erwählte Ziel. Eine gewaltige Aufgabe, aber echter innerer Aufbau. Die Gesellschaftslehre der katholischen Kirche ist reich an solchen inneren Zielen. Möget ihr immer jene herausgreifen, die in einem besonderen Sinne das Gebot der Stunde sind!
Das zweite, was Wir euch wünschen, ist jugendliches Leben in euren Reihen. Nicht als ob die Erfahrung, die Klugheit, die Festigkeit des reifen Alters gering zu schätzen wären. Allein, wenn euer Bund Bewegung sein will, die mitreisst, wird es nicht gehen ohne den Schwung und die frische Art der Jugend. Und die Jugend werdet ihr immer haben, wenn sich Unser erster Wunsch erfüllt, dass ihr nämlich eurer Schweizer Jugend grosse und greifbare Ziele aufzeigt. Schulung im Grundsätzlichen ist immer unerlässliche \Toraussetzung. Sie ist die tragende Grundlage. Aber die Grundlage, das Fundament ist da, um den Bau, das Haus standfest zu machen. Der Bau, das ist der lebendige, zupackende, wirkungstarke Einsatz. Ihn will die Jugend; sie hungert und dürstet nach der konkreten Tat.
Das dritte, was Wir eurer christlichsozialen Bewegung auch für die Zukunft erhoffen, ist die « Befruchtung durch den Geist» , die bewusst gepflegte Verbindung mit den geistigen Kräften eures Volkes, seines katholischen Volksteils vor allem. Bewegung der Werktätigen, Arbeiterbewegung kann ihrer Natur nach nicht sich selbst genügen. Isolierung wäre Verarmung. Sie braucht Freunde und Lichtbringer aus den Kreisen der Geistesarbeiter. Nicht umsonst nannten Wir die vier Namen Mermillod, Decurtins, Beck und Jung. Sie, die am Anfang eurer Bewegung standen, die sie geschaffen haben, waren Männer der geistigen Betätigung. Möget ihr mit solchen immer in enger und reger Verbindung bleiben! Denn nur eine gründliche geistige Durchdringung der sozialen Frage vermag gültige Lösungen zufinden und die entscheidenden Ziele herauszustellen, an die die junge Generation glaubt und für die sie sich einzusetzen bereit ist.
Das sind einige Gedanken und Wünsche, die sich bei dieser bedeutsamen Begegnung auf Unsere Lippen drängen. Ueber allem schwebt als ständiges Ziel, das von euch zu jeder Stunde Erfüllung heischt und dessen Wir schon Erwähnung taten, die Formung des katholischen Menschen, des gottesfürchtigen, betenden, selbstbeherrschten, ganz mit Christus verbundenen und seiner Kirche treu ergebenen Menschen. So war der hl. Nikolaus von Flüe, den Wir gerade vor zwei Jahren euch Schweizern als Vorbild hinstellen konnten. Ausgerechnet in jenen Grundzügen ist er, der sonst so typische Mann des 15. Jahrhunderts, über-zeitlich und Vorbild auch des christlichsozialen Vorkämpfers unserer Tage.
Heute, wo die geistigen und religiösen Auseinandersetzungen, auch im Bereich des Sozialen, eine solche Schärfe angenommen haben, wo es für den Katholiken heisst, gewissen Rufen und Lockungen das Ohr zu verschliessen und unentwegt die eigene Linie einzuhalten, wo der Herr seine Kirche und ihre Getreuen oft lange auf Erfolg und Sieg warten lässt und wo es manchmal scheinen möchte, als ob Er das Opfer um des Opfers willen verlangte - heute hält nur stand, wer einen starken Glauben hat; und einen starken Glauben hat und bewahrt nur, wer aus dem Glauben lebt.
Solchen Glauben wünschen und erflehen Wir euch, geliebte Söhne und Töchter. Dass aus ihm eure Bewegung lebe, sich weite, erstarke, wahres Wohl ausströmend euer Volk durchwirke, veredle und beglücke - als Unterpfand dessen erteilen Wir euch Anwesenden, allen Mitgliedern eures Bundes und allen euren Lieben in der schönen Schweizerheimat aus der Fülle des Herzens den Apostolischen Segen.
*Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, XI,
Undecimo anno di Pontificato, 2 marzo 1949 - 1° marzo 1950, pp. 87 - 89
Tipografia Poliglotta Vaticana
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