DISCORSO
NEL IV CENTENARIO DEL PONTIFICIO
COLLEGIO CERMANICO-UMGARICO*
Giovedì, 9 ottobre 1952
Wir entbieten euch herzlichen Willkomm, Ehrwürdige Brüder und geliebte Söhne, die ihr zur vierten Jahrhundertfeier des Collegium Germanicum-Hungaricum euch bei Uns eingefunden habt.
Wenn es äussere Umstände waren, die euer Zusammensein mit dem Nachfolger Petri an den Beginn der Feier verlegten, so haben dieselben doch sinnvoll gehandelt. Denn ganz gewiss verdankt das Germanicum-Hungaricum sein Werden zunächst der Idee des hl. Ignatius, seiner Sorge um das Schicksal der katholischen Kirche in deutschen Landen und der unwiderstehlichen Kraft seines Wollens; es war aber doch auch von Anfang an die Gründung und das Werk der Päpste, ihr Kolleg, getragen und umhegt von ihrer Liebe und wirksamen Hilfsbereitschaft. Nachdem wir deshalb alle an erster Stelle der göttlichen Majestät demütigen und innigen Dank abgestattet haben für den reichen, ja überquellendem Segen, den sie in den vergangenen 400 Jahren auf diese Stiftung herniedersteigen und von ihr in eure Heimatländer strömen liess, ist es recht, dass euer Gedenken zurückgehe auf die Päpste dieses Zeitraums. Viele aus ihrer Zahl verdienten es, namentlich genannt zu werden. Ja, Wir könnten fragen, wer von ihnen war nicht Gönner und Freund eures Kollegs. Drei Päpste dürfen Wir nicht unerwähnt lassen : Julius den III., der, beglückt 'von der Idee des hl. Ignatius, am 31. August 1552 durch die Billie « Dum sollicita» das Kolleg kirchlich errichtete; Pius den VII., der es nach seiner Aufhebung 1798 im Jahre 1818 neu eröffnete, in lebendiger persönlicher Teilnahme an seinem Wiederaufblühen; vor allen anderen aber Gregor den XIII., den Papst eures Kollegs schlechthin, der es wie seinen Augapfel umhegte. Und wie sehr hat er durch den vollen Einsatz für euer Haus den Plänen der Göttlichen Vorsehung entsprochen! Unser dankbares Gedenken geht sodann auf die Gesellschaft Jesu, der die Päpste das Collegium Germanicum-Hungaricum zu treuen Händen anvertrauten und die in dieser festlichen Stunde durch eine auserlesene Schar von Mitgliedern, der von Uns sehr geschätzte Ordensgeneral und der derzeitige, unermüdliche Rektor der Kollegs an der Spitze, so würdig vertreten ist.
Das Germanicum hat von der Gesellschaft Jesu unter anderem ein doppeltes kostbares Erbe überkommen: die solide Ausbildung seiner Alumnen in Philosophie und Theologie, so zwar, dass ihnen der katholische Glaube und die ganze katholische Weltanschauung persönliches geistiges Eigentum wurde und wird, das sie zu verteidigen und mit dem sie zu erobern wissen. Sodann eine echte priesterliche Frömmigkeit. Es ist die Frömmigkeit des Exerzitienbuches, wo das « agere », das « agere contra » und der Verzicht auf sich selbst, die volle Hingabe seiner selbst eine nicht geringe Rolle spielen, alles aus einer übermächtigen Liebe zu Jesus Christus und um « insignes se exhibere » in der persönlichen Nachfolge und im Apostolat des Gottmenschen, der uns geliebt und für uns sich hingegeben hat (cf. Gal. 2, 20).
Wir leben in einer Zeitenwende, voll von sich fortlaufend ablösenden Umbrüchen. Die Kirche beobachtet den Gang der Entwicklung offenen Auges, aber auch mit innerer Sicherheit. Sie ist gerne bereit, sich anzupassen, wo ihre Aufgabe es verlangt; sie weiss aber auch, dass sie Werte besitzt, die sich nie ändern und immer gleich hoch im Kurse stehen. Zu ihnen gehört jenes doppelte Erbe von dem Wir eben sprachen; es bleibt und behält seine Gültigkeit auch in der neuen Zeit. Wass die Studien angeht, wären Wir aus euch verständlichen Gründen fast geneigt, das Wort « Philosophie » heute zu unterstreichen; freilich erhellt die Tragweite der christlichen Philosophie ganz erst aus den Tiefen der Offenbarung und dem Studium der Theologie. Und was die Aszese des Exerzitienbuchs angeht, so möchte man glauben, der hl. Ignatius habe es eigens für unsere Zeit geschrieben. Diese geistliche Schule hat jene Helden geschaffen, die ihr als eure Blutzeugen verehrt. Die anderen Altaalumnen hätten dieselbe Bereitschaft bewiesen, wenn Gott das Opfer ihres Lebens verlangt hätte. Jedenfalls, wenn ihr die Schule der Exerzitien ernst genommen habt, wird euer Priesterwirken das sein, was alles sacerdotium sein soll, das Rückgrat des katholischen Lebens, gleichviel ob im unblutigen oder blutigen Apostolat.
Unser dankbares Gedenken geht heute endlich zu den Altalumnen eures Kollegs. Die Geschichte der katholischen Kirche in den Ländern deutscher und ungarischer Zunge seit den Tagen des Glaubensabfalls weist ihnen einen Ehrenplatz an. Wir möchten in dieser Stunde nur drei ihrer Verdienste herausheben: Die Verweltlichung der deutschen Domkapitel stellte im 16. Jahrhundert eine tödliche Gefahr für den alten Glauben dar. Den Altgermanikern ist an erster Stelle die Rettung der Kapitel und ihre Erneuerung auf lange Sicht zu danken. Vielleicht bleibt dies das grösste Verdienst eures Kollegs überhaupt. Wie segensvoll haben sodann die Altgermaniker in der priesterlichen Erziehung und als Lehrer der Philosophie und Theologie gewirkt. Endlich, wie viele Bischöfe nach dem Herzen Gottes sind aus ihren Reihen hervorgegangen!
Die Zahl der gegenwärtigen Germanikerbischöfe im deutschen Sprachbereich ist nicht unbedeutend. Sie ist jedoch bei weitem nich so hoch wie in vergangenen Zeiten, wie z. B. ums Jahr 168o, als 16 deutsche Bischöfe Altgermaniker waren (Card. Andreas Steinhuber, Geschichte des Collegium Germanicum Hungaricum in Rom II, 2. Aufl., Freiburg 1906, Seite 39). Es ist aber richtig, dass die Germanikerbischöfe im 20. Jahrhundert zahlreicher sind als im 19., trotzdem das letztere sicher als Zeit des Aufstiegs und der Blüte des Kollegs anzusprechen ist. Es wäre aufschlussreich, den Gründen für den berührten Unterschied nachzugehen. Sie liegen übrigens ziemlich an der Oberfläche. Für die letzten Jahrzehnte und die Gegenwart können Wir nur eines sagen: Wo Altgermaniker zu Bischöfen bestellt wurden, ergab sich die Entscheidung durchgängig, ohne besonderes Zutun, aus der Lage der Dinge und auch nach dem Wunsch der im Heimatland selbst Mitwirkenden.
Eines hat man - Freunde wie Feind von den Altgermaniker immer erwartet: Papsttreue, das « sentire cum Ecclesia » - und sie haben jene Erwartung nicht enttäuscht. Es würde der Weihe dieser Stunde etwas fehlen, wenn Wir dies nicht erwähnten. Wir möchten es aber so tun, dass Unser Wort der Anerkennung auch alle anderen eurer Mitpriester anspreche, die der Kirche und dem Papst von Herzen treu ergeben sind. Liebe zu Kirche und Treue zum Papst ist ein Herzstück der Liebe zu Christus und wenn echt, von dieser nicht zu trennen. Was ihr vor den anderen voraushabt, ist das langjährige Erleben der Roma Aeterna, Roms als des Mittelpunktes der katholischen Kirche: ein kostbares Erlebnis, gewoben aus der Erfahrung, dass die Güte und Menschenfreundlichkeit des Erlöserherzens doch den Grundton angibt in der Regierung der Kirche, aus dem Innewerden, wie weltweit die Kirche ist und wie weltweit sie die Herzen macht, und aus dem unvergesslichen Eindruck grosser Stunden, an denen Rom und besonders St. Peter wahrlich nicht arm ist.
Wir sehen schliesslich vor Uns die stattliche Zahl der aktiven Alumnen eures Kollegs. Was Wir euch, geliebte Söhne, sagen wollten, haben Wir bereits vorweggenommen in den Worten, die Wir 1944 bei Eröffnung eures neuen Heims, an eure Brüder richteten. Nur auf eines möchten Wir nochmals hinweisen: Die Kollegsdisziplin, die keine geringen Anforderungen an euch stellt, ist nach einer alten und lobenswerten Tradition eures Hauses erleichtert, insofern ihr selbst an ihrer Handhabung beteiligt seid. Selbsterziehung ist halbe Mühe, und das Vertrauen, das man in euch setzt, verpflichtet. Nehmt die Beobachtung der Disziplin als die Opfergabe, die ihr am Tag eurer Priesterweihe am Altar niederlegt, dass Gott sie euch in Priestersegen verwandle. Seht zu, dass die Gabe vollkommen sei!
Eine Reihe von euch stehen gerade heute am Vorabend ihrer Priesterweihe. Was sollen Wir euch wünschen, geliebte Söhne? Werdet Priester, die gerne und viel beten, und hegt ein persönliches, inniges Liebesverhältnis zu Christus. Alles andere wird sich dann schon geben.
Wir rufen die überreichen Gnaden des Göttlichen Herzens auf das Collegium Germanicum-Hungaricum, seine Leitung, seine aktiven und früheren Alumnen, seine Gegenwart und seine Zukunft herab, dass sein fünftes Jahrhundert ebenso greifbar wie die vorausgehenden unter dem gütigen Walten der Göttlichen Vorsehung stehe. Wir empfehlen das Kolleg und seine Familie der mütterlichen Liebe und dem mächtigen Schutz Marias, seiner Herrin und Königin, und erteilen euch und allen euren Brüdern in väterlichem Wohlwollen den Apostolischen Segen.
*Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, XIV,
Quattordicesimo anno di Pontificato, 2 marzo 1952 - 1° marzo 1953, pp. 351 - 354
Tipografia Poliglotta Vaticana
A.A.S., vol. XXXXIV (1952), n. 16, pp. 826 - 830.
Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana