ANSPRACHE VON PAPST PIUS XII.
ZUM 450. GRÜNDUNGSTAG DER
PÄPSTLICHEN SCHWEIZERGARDE*
Sonntag, 6. Mai 1956
Ein herzliches Willkommen euch allen, geliebte Söhne und Töchter!
Unseren Gruß den Gardisten, den aktiv unter ihrem Kornmandanten, dem Gardekaplan und dem Offizierskorps im Dienst Stehenden, wie den Alt-Gardisten, die sich mit ihnen zum 450. Jahresgedächtnis der Gründung der Päpstlichen Schweizergarde eingefunden haben. Wir entbieten ihnen herzliche väterliche Wünsche zu ihrer Feier.
Unser Willkommen sodann allen Angehörigen und Landsleuten der Gardisten, die sich ihnen angeschlossen haben. Wie Wir sie hier so vor Uns sehen, sind sie Uns wie die lebendig gewordene Erinnerung an das fleißige und ordnungsliebende Volk, das Wir bei Unseren gelegentlichen Aufenthalten in der Schweiz, diesem an Naturpracht so unübertroffenen, an Kulturwerken so überreichen Herzstück Europas, kennen- und schätzen lernten.
Wir freuen Uns über die Gelegenheit, welche die heutige Feier Uns bietet, zu euch, Unserer Schweizergarde, und über euch zu sprechen.
Die Wurzeln eurer Truppe liegen in der Heldenzeit der Schweizer Kriegsmannen, in der Zeit, da die Söldnerheere der Eidgenossen als unbesiegbar galten, da mit dem Siege rechnen konnte, wer sie auf seiner Seite hatte. Der Papst, der die Schweizer in seinen Dienst nahm, um die Freiheit und Unabhängigkeit des Oberhauptes der Kirche zu sichern, war Unser Vorgänger Julius II., jene hochragende Gestalt, deren körperlich wie seelisch fast übermenschliche Kraft, deren unbeugsamen, vor keiner Aufgabe, keiner Schwierigkeit zurückschreckenden Willen der Moses von Michelangelo meisterhaft zum Ausdruck bringt. Der Mann, der Julius II. die Schweizer zuführte, war der damalige Bischof von Sitten, Kardinal Matthäus Schiner, einer der großen Staatsmänner in der Geschichte der Eidgenossenschaft. Gegenüber der nationalen Idee und Politik, die damals das Feld schon stark beherrschte, gehörte er noch zu den überzeugten Anhängern jenes Universalismus, nach dem die Christenheit nicht nur religiös, sondern auch sozial und politisch eine große, die Völker umfassende Familie bildete unter dem Papst als dem Haupt der Kirche und dem Kaiser als deren Schutzherr.
Auch den Schweizer Söldnertruppen, die im Dienst des Papstes standen, hatte jene religiöse Auffassung etwas zu bedeuten. Kein anderer als Ulrich Zwingli, damals noch auf dem Boden des katholischen Glaubens stehend, hat dies ausgesprochen in einem Brief an seinen Freund Vadian: «Die Schweizer», so schreibt er « sehen den traurigen Zustand der Kirche Gottes, der Mutter der Christenheit, und halten es für schlimm und gefährlich, wenn jeder Tyrann ungestraft nach seiner Raubgier die gemeinsame Mutter der Christenheit anfallen dürfte » (Zwinglii Opera, ed. Schuler et Schulthess, IV, Turici 1841, 169; hier zitiert nach PASTOR, Geschichte der Päpste, III, 2, 8.-9. Aufl. 1926, S. 853, Anm. 2). Die Schweizer haben den Ehrentitel verdient, den Papst Julius II. ihnen nach dem siegreichen Feldzug im Sommer 1512 gab : «defensores ecclesiasticae libertatis — Verteidiger der kirchlichen Freiheit» (Bulle «Etsi Romani Pontifices» vom 5 Juli 1512 - Die Eidgenössischen Abschiede III, 2, Luzern 1869, S. 633).
Unabhängig von Soldtruppen für den Kriegsdient hat Julius II. aus der Jungmannschaft der Eidgenossen eine Wache zu seinem persönlichen Schutz bestellt. Am 22. Januar 1506 zogen 150 Schweizer durch die Porta del Popolo in die Ewige Stadt ein, marschierten über den Campo de' Fiori zum Vatikan, empfingen dort den Segen des Papstes und bezogen darauf ihre Quartiere, deren Gelände ungefähr wie heute zur Rechten des Petersplatzes lag. Dies war der Beginn der Päpstlichen Schweizergarde. Caspar von Silenen aus Uri, der sie aus der Heimat hergeführt hatte, war ihr erster Kommandant (vgl. Robert Durrer, Die Schweizer garde in Rom und die Schweizer in päpstlichen Diensten, I, Luzern, 1927, S. 21, Anm. 29).
Die Päpstliche Schweizergarde war nicht gedacht als Kampftruppe. Aber auch sie sollte ihr Blutopfer bringen. Am Morgen des 6. Mai 1527, dem Tag, der unter dem Namen des grauenvollen Sacco di Roma in die Geschichte eingegangen ist, haben von 189 Schweizern - mit Ausnahme der 42, die gerade im Palast Dienst hatten und Papst Clemens VII. im letzten Augenblick durch den gedeckten Gang in der Stadtmauer zur Engelsburg brachten - alle auf dem Platz im Nahkampf mit den einfallenden Sturmscharen ihr Leben geopfert. Ihr Kommandant Kaspar Röist aus Zürich wurde schwer verwundet noch ins Quartier gebracht, wo ihn die nachdrängenden Angreifer, nichtachtend seiner Frau, die sich schützend über ihn warf, niedermetzelten. Obgleich bereits in die Heimat abberufen, war er auf eigene Verantwortung geblieben, weil er es für unvereinbar mit seiner Ehre hielt, den Papst, gerade jetzt, wo Gefahr drohte, im Stich zu lassen. Diese Treue und der Umstand, dass die Glaubensspaltung damals bereits seine Heimat, ja seine eigene Familie erfasst hatte, macht seinen Tod und den seiner Gefährten besonders erschütternd (vgl. Durrer, S. 405-407).
Jenen Schweizern soll ihr blutiger Tod nie vergessen sein, ebenso wenig wie der Schweizergarde, die sich am 10. August 1792 an den Tuilerien opferte. Unser hochseliger Vorgänger Pius XI. hat recht und edel gedacht, als er das Ehrenmal Kaspar Röists und seiner Gefährten im Hof eures Quartiers persönlich enthüllen und weihen wollte. Ihr selbst konntet zum Tag der Eidesleistung keinen besseren wählen als den Jahrestag des Sacco di Roma, und ihr habt sinnvoll auch eure Jubiläumsfeier auf den heutigen 6. Mai gelegt.
Unsere Vorgänger haben später in gefährlichen Augenblicken, wenn der Kampf mit der Waffe drohte, die Schweizergarde ins Innere des Palasts abgezogen. So 1798, als Pius VI. genötigt wurde, den Quirinal und Rom zu verlassen, so 1809, als Pius VII. von dort abgeführt wurde, so 1848, als die aufgehetzte Menge an die Fenster jenes Palastes heranstürmte und die Garde keine Miene machte, als ob sie sich kampflos ergeben wollte. Die Päpste beabsichtigten, sinnloses Blutvergießen zu vermeiden.
Aber etwas von dem Ehrgefühl Kaspar Röists und seiner Gefährten muss euch, geliebte Söhne von der Schweizergarde, immer bleiben und euch immer beseelen. Ihr leistet nicht einen beliebigen Söldnerdienst, der sich rein geschäftsmäßig, ohne höhere sittliche Idee, verstehen und abwägen ließe; ihr leistet euren Treueid dem Nachfolger Petri und Stellvertreter Christi, und ihr seid durch die Art eures Dienstes mitberufen, die Würde des Apostolischen Stuhles zu repräsentieren und darzustellen. Wo Besucher an den Toren des Vatikans um Einlass bitten, werden sie von euch empfangen. Wo große Kundgebungen stattfinden, gehört ihr zu denen, die den Ordnungsdienst versehen. Wo der Papst erscheint, seid auch ihr in seinem Gefolge. Es kann nicht anders sein, als dass eure gute Haltung, Gewissenhaftigkeit, Ordnungsliebe und Beherrschtheit, Freundlichkeit — dass dies alles anziehend wirkt, dass es Vertrauen und Achtung weckt. Das «fortiter et fideliter — tapfer und treu» am Löwen von Luzern gilt also auch für euch.
Wir benützen die Gelegenheit, um euch, geliebte Söhne, ein Wort des Dankes zu sagen für die guten Dienste, die ihr dem Heiligen Stuhl, Unseren Vorgängern und Uns selbst erwiesen habt. Wir dürfen dem Dank ein Wort väterlicher Ermahnung beifügen: Wenn eure Pflichterfüllung echt und durchhaltend sein soll, so muss der äußeren Verrichtung die innere Gesinnung entsprechen, dass ihr auch wirklich um der Kirche, um Christi, um Gottes willen dient. Solche Gesinnung kann aber nur erwachsen aus dem Boden eines gottesfürchtigen Lebens und aus gläubiger Opferbereitschaft. Ihr habt in euren Reihen immer Kameraden gehabt, die euch mit dem guten Beispiel vorangingen, auch und gerade durch ihre religiöse Haltung. Ihr achtet sie. Ahmt sie nach und wandelt auf ihren Wegen!
L'un des hommes d'Etat catholiques de la Confédération, dont tous les Suisses connaissent le nom et apprécient l'œuvre, a écrit en 1935: « Je considère comme un grand honneur pour mon pays qu'il continue à fournir au Chef de la Catholicité sa garde personnelle. Le Saint Siege témoigne ainsi à la Confédération Suisse son amitié efficace » (dans Gaston Castella, La Garde fidèle du Saint Père, Préface, p. 16).
Ces mots signifient au fond que la Garde Suisse apparait en quelque sorte comme le symbole des bonnes relations entre le Saint Siege et la Confédération et contribue à les renforcer quand elles existent; cela vaut du passé, ne serait-ce que parce que plusieurs de ses commandants ont rendu à l'une ou l'autre des parties intéressées des services diplomatiques appréciés; qu'il suffise de rappeler pour le 16e siècle Jost Segesser von Baldegg. Les relations s'établirent d'une manière particulièrement étroite entre le Saint Siège et le Canton catholique de Lucerne. De la famille Lucernoise des Pfyffer von Altishofen sont sortis jusqu'à dix de vos commandants. Pour ces cent dernières années, un nom au moins mérite d'être relevé dans la série remarquable des Chefs de votre Corps: Le Comte Louis de Courten dont Nous-mêmes pouvions écrire, lorsque déjà avancé en âge mourut en 1937: « Le Comte de Courten a bien mérité du Saint Siège, et son nom occupera une place d'honneur dans l'histoire glorieuse de la Garde Suisse » (Paul Krieg u. Leonard von Matt, Die Päpstliche Schweizergarde, Zürich, 1948, P. 30).
Mais Nous appliquons aussi volontiers les paroles de Joseph Motta au présent et à l'avenir. Il est surtout une question de première importance, au sujet de laquelle le Saint Siege et les hommes responsables de la Suisse savent toujours se rencontrer et se comprendre: l'action en faveur de la paix et de la collaboration des peuples. Nous ne pouvons que confirmer les catholiques Suisses dans la persuasion que c'est leur devoir de mettre en œuvre les valeurs intellectuelles et spirituelles qui leur sont propres, pour résoudre les problèmes de la vie publique.
Il Ministro di Svizzera in Roma Pietro Falk annunziava il 18 febbraio 1513, vale a dire due giorni prima della morte del grande Pontefice Giulio II, che questi si era ricordato con elogio e fiducia anche degli Svizzeri e aveva detto: «Ipsi servabunt nobis et ecclesiae Romanae Fidem, prout hactenus fecerunt» (Collect. Girard, in der Kantonsbibliotek Freiburg, VII n. 99; qui citato da Durrer, S. 169).
Probabilmente il morente Pontefice pensava anche alle difficili circostanze politiche di quel momento in Italia. Ma la Guardia Svizzera può ben prendere quelle parole nel significato religioso e morale e applicarle a se stessa, poichè la sua storia di 450 anni ne conferma la verità. Esse inoltre sono al tempo stesso un impulso alla disciplina e al valore ed un segno del vostro profondo senso di responsabilità. Studiatevi dunque di essere sempre pari al vostro ufficio nel servizio di Dio, perchè allora sarete anche fedeli alla Chiesa e al suo Capo visibile.
Con tale voto e in pegno della Nostra paterna benevolenza, impartiamo di cuore a voi e a tutti gli altri qui presenti, non meno che alle vostre famiglie, l'Apostolica Benedizione.
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*Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII, XVIII,
18. Pontifikatsjahr, 2. März 1956 - 1. März 1957, SS. 165 - 169
Tipografia Poliglotta Vaticana
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