APOSTOLISCHE REISE NACH MEXIKO UND IN DIE REPUBLIK KUBA
(23.-29. MÄRZ 2012)
ABSCHIEDSZEREMONIE
ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.
Internationaler Flughafen Havanna-José Martí
Mittwoch, 28. März 2012
[Video]
Herr Präsident!
Meine Herren Kardinäle und liebe Brüder im Bischofsamt!
Werte Vertreter des öffentlichen Lebens!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Freunde!
Ich danke Gott, der es mir ermöglicht hat, diese schöne Insel zu besuchen, die einen so tiefen Eindruck im Herzen meines geliebten Vorgängers, des seligen Johannes Paul II., hinterlassen hat, als er als Bote der Wahrheit und der Hoffnung in dieses Land kam. Auch ich habe mir sehnlich gewünscht, als Pilger der Liebe zu euch zu kommen, um der Jungfrau Maria für ihr Gnadenbild im Heiligtum von El Cobre zu danken. Von dort aus begleitet sie den Weg der Kirche in dieser Nation und spricht allen Kubanern Mut zu, damit sie von Christus her den wahren Sinn ihrer Sehnsüchte und Wünsche entdecken, die im menschlichen Herzen wohnen, und die nötige Kraft erhalten, um eine solidarische Gemeinschaft aufzubauen, in der sich niemand ausgeschlossen fühlt. „Christus, der von den Toten erstanden ist, leuchtet in dieser Welt und gerade dort am hellsten, wo nach menschlichem Ermessen alles düster und hoffnungslos ist. Er hat den Tod besiegt – Er lebt – und der Glaube an ihn durchbricht wie ein kleines Licht all das, was finster und bedrohlich ist“ (Gebetsvigil mit den Jugendlichen, Ausstellungs- und Veranstaltungsgelände Freiburg im Breisgau, 24. September 2011).
Ich danke dem Herrn Präsidenten und den anderen Vertretern des Landes für ihr Interesse und die großzügige Mitarbeit, die sie für den guten Verlauf dieser Reise geleistet haben. Mein herzlicher Dank gilt auch den Mitgliedern der Kubanischen Bischofskonferenz, die für dasselbe Ziel keine Mühen und Opfer gescheut haben, sowie allen, die auf verschiedene Weise, besonders mit ihrem Gebet, dazu beigetragen haben.
Tief in meinem Herzen nehme ich alle Kubaner und jeden einzelnen von ihnen mit. Sie haben mich mit ihrem Gebet und ihrer Liebe umgeben, als sie mir eine herzliche Gastfreundschaft geboten und mir in ihr innerstes und aufrichtiges Streben Einblick gegeben haben.
Ich bin als Zeuge Jesu Christi hierher gekommen in der festen Überzeugung, daß, wo auch immer er hinkommt, die Verzagtheit der Hoffnung weicht, die Güte die Unsicherheiten beseitigt und eine starke Kraft den Horizont für ungewöhnliche und wohltuende Perspektiven öffnet. In seinem Namen – wie auch als Nachfolger des Apostels Petrus – habe ich an Christi Heilsbotschaft erinnert, damit sie die kubanischen Bischöfe, die Priester und Ordensleute sowie diejenigen, die sich mit Freude auf den priesterlichen Dienst und auf das gottgeweihte Leben vorbereiten, in ihrer Begeisterung und ihrem Eifer stärke. Sie sei auch jenen ein neuer Impuls, die beständig und selbstlos am Werk der Evangelisierung mitarbeiten, besonders den gläubigen Laien, damit sie ihren Einsatz für Gott in ihrer Lebens- und Arbeitswelt intensivieren und nicht müde werden, verantwortungsvoll ihren Beitrag zum Wohl und zu einem umfassenden Fortschritt in der Heimat zu leisten.
Der Weg, den Christus der Menschheit, also jedem Menschen und jedem Volk, anbietet, schränkt sie in keiner Weise ein, sondern ist der erste und wichtigste Faktor für ihre wahre Entwicklung. Möge das Licht des Herrn, das in diesen Tagen glanzvoll aufgeschienen ist, in denen, die es aufgenommen haben, nicht erlöschen und allen helfen, die Eintracht zu vertiefen und das Beste der kubanischen Seele fruchtbar zu machen, ihre edelsten Werte, auf die eine erneuerte und versöhnte Gesellschaft mit weiten Horizonten gegründet werden kann. Niemand sollte durch die Einschränkung seiner Grundfreiheiten daran gehindert werden, an dieser spannenden Aufgabe teilzunehmen, und keiner fühle sich ausgeschlossen durch Nachlässigkeit oder Mangel an materiellen Ressourcen – eine Situation, die sich verschärft, wenn von außen auferlegte restriktive wirtschaftliche Maßnahmen schwer auf der Bevölkerung lasten.
Meine Pilgerreise geht hier zu Ende, aber ich bete weiter inständig, daß ihr voranschreitet und Kuba das Haus aller und für alle Kubaner sei, in dem Gerechtigkeit und Friede in einer Atmosphäre unbeschwerter Brüderlichkeit wohnen. Die Achtung und Förderung der Freiheit, die im Herzen jedes Menschen lebt, sind unerläßlich, um angemessen auf die grundlegenden Ansprüche seiner Würde zu antworten und so eine Gesellschaft aufzubauen, in der jeder sich als unentbehrlicher Gestalter der Zukunft seines Lebens, seiner Familie und seiner Heimat fühlt.
Die gegenwärtige Stunde erfordert dringend, daß im menschlichen, im nationalen und internationalen Zusammenleben unbewegliche Positionen und einseitige Sichtweisen aufgegeben werden, die dazu tendieren, die Verständigung zu erschweren und die Bemühung zur Zusammenarbeit wirkungslos zu machen. Die eventuellen Unstimmigkeiten und Schwierigkeiten sind dadurch zu lösen, daß man unermüdlich sucht, was alle verbindet, und zwar in einem geduldigen und aufrichtigen Dialog, in gegenseitigem Verständnis und mit einem aufrichtigen Willen des Zuhörens, der Ziele annimmt, die neue Hoffnungen mit sich bringen.
Kuba, entfache in dir den Glauben deiner Väter, schöpfe aus ihm die Kraft, um eine bessere Zukunft aufzubauen, vertraue auf die Verheißungen des Herrn, öffne dein Herz seinem Evangelium für eine echte Erneuerung des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens.
Wenn ich nun bewegt von euch Abschied nehme, bitte ich Unsere Liebe Frau von El Cobre, daß sie alle Kubaner unter ihrem Mantel beschütze, ihnen inmitten von Prüfungen helfe und ihnen vom Allmächtigen die Gnade erlange, nach der sie am meisten verlangen.
Hasta siempre, Kuba, du Land, geziert durch die mütterliche Gegenwart Marias! Gott segne deine Zukunft. Vielen Dank!
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